Aus dem Alltag von … Lara Waltersmann

Ein Gespräch über Nachhaltigkeit und Produktionstechnik

Wie entsteht aus einer Idee ein Forschungsprojekt und welche Schritte müssen Forschende bis zur Umsetzung durchlaufen? Die wissenschaftliche Mitarbeiterin und Gruppenleiterin Lara Waltersmann gibt im Interview einen Einblick in ihren Forschungsschwerpunkt Nachhaltigkeit und Produktionstechnik. Dabei verrät sie auch, wie produzierende Unternehmen das Konzept der Ultraeffizienz für sich nutzen können.

Als Leiterin der Gruppe »Management für nachhaltige Wertschöpfungssysteme« steht Nachhaltigkeit im Mittelpunkt deiner Forschung. Wie hast du zu diesem Thema gefunden?

Während eines Aufenthalts in Indien wurde mir bewusst, wie stark Nachhaltigkeit und soziale Ungleichheit zusammenhängen. Daraufhin habe ich mich immer mehr mit den Folgen des Klimawandels auseinandergesetzt und erkannt, dass die Industriestaaten etwas an ihrer Produktionsweise verändern müssen. Irgendwann war für mich klar, dass ich das Thema Nachhaltigkeit in meiner Dissertation und meiner täglichen Arbeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin verankern möchte.

Was ist Thema deiner Dissertation?

In meiner Dissertation beschäftige ich mich mit der Gestaltung von betrieblichen Umweltinformationssystemen. Zentrale Fragen, die ich mir stelle, sind: Welche Daten werden für das Umweltmanagement von Unternehmen benötigt? Welche Art von digitaler Unterstützung kann dabei eingesetzt werden? Und wie können Informationssysteme schließlich dafür sorgen, dass die Daten gezielt verteilt werden?

Wie hängt das mit deiner Arbeit am S-TEC-Zentrum für Ultraeffizienz zusammen?

Am Zentrum für Ultraeffizienz begleite ich das Projekt zum Aufbau eines hybriden Zentrums für Ultraeffizienzfabriken. Ziel ist es, einen Leitstand aufzubauen, relevante Kennzahlen wie z.B. Energie- und Materialverbrauch durch Sensoren zu erfassen und ganzheitlich auszuwerten. Dadurch sollen Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Nachhaltigkeitsleistung auf Prozess-, Produktions- und Fabrikebene abgeleitet werden.

Wie bewertest du das Konzept der Ultraeffizienzfabrik?

Unternehmen fällt es teilweise noch schwer, das Thema Nachhaltigkeit zu operationalisieren und umzusetzen. Das Konzept der Ultraeffizienzfabrik gibt Unternehmen eine Hilfestellung, etwa um konkrete Maßnahmen zu identifizieren, aber auch um zu prüfen, ob alle relevanten Aspekte und Kennzahlen berücksichtigt wurden. Somit kann das Konzept als Anhaltspunkt für Unternehmen dienen, die Prozesse nachhaltig gestalten wollen.

Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag bei dir aus? Was ist dein persönliches Highlight?

Aktuell bin ich vor allem in Abstimmungsterminen mit Kolleg*innen, Partnerinstituten und Unternehmen, um die weiteren Schritte der Projekte zu planen. Ein weiterer wichtiger Bestandteil meiner Arbeit ist aber auch die Entwicklung von Themen, der Austausch mit Kolleg*innen und das Stellen von Anträgen. Besonders faszinierend finde ich es, ungelösten Forschungsfragen nachzugehen und mir zu überlegen, wie man diese wissenschaftlich beantworten kann.

Portrait von Lara Waltersmann
Foto: Privat

Ich finde es faszinierend, ungelösten Forschungsfragen nachzugehen und mir zu überlegen, wie man diese wissenschaftlich beantworten kann.

M.Sc. Lara Waltersmann


Wie funktioniert der Prozess von der Idee bis zur Umsetzung eines Projekts?

Der gängigste Weg ist die Bewerbung auf Ausschreibungen, die z.B. vom Bundesministerium für Bildung und Forschung oder anderen Institutionen initiiert werden. Idealerweise setzt man sich schon im Rahmen eines Konsortiums mit Unternehmen und Instituten zusammen und entwickelt gemeinsam eine Projektidee. Anschließend stellt man einen Antrag, über den entschieden werden muss. Wenn es zur Realisierung eines Projekts kommt, setzt man die Punkte aus dem Antrag nacheinander um.

Forschung funktioniert also auch am eigenen Schreibtisch? Was hat sich durch die Pandemie an deiner Arbeitsweise verändert?

In meiner täglichen Arbeit ergeben sich durch die aktuelle Situation keine großen Unterschiede. Im gemeinsamen Büro war der Austausch mit Kolleg*innen zwar persönlicher, aber durch die technischen Möglichkeiten geht das gemeinsame Brainstorming auch ganz gut von zuhause. Digitale Whiteboards können hierbei unterstützen. Praktisch finde ich auch, dass man zeitgleich an Dokumenten arbeiten und Prozesse somit effizienter gestalten kann.

Hast du durch die Zeit im Homeoffice neue Gewohnheiten etabliert?

Um mit Kolleg*innen gemeinsam Mittagspause zu machen, habe ich es mir angewöhnt, Termine einzustellen. Ein großer Vorteil ist, dass so auch der Austausch mit Fraunhofer Mitarbeitenden aus anderen Städten möglich ist. Man muss nicht länger nach Aachen oder München fahren, um sich über Forschungsthemen zu unterhalten. Bei gutem Wetter gestalte ich meine Pause gerne auch aktiv mit einem Spaziergang an der frischen Luft.

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