Entwicklung eines Berechnungsmodells zur Bilanzierung von Recycling-Edelmetallen im Corporate Carbon Footprint

Die Bauer-Walser AG, als u.a. Hersteller von Edelmetall-Halbzeugen, kauft in großem Maße Rohstoffe aus sekundären Quellen ein. In diesem Projekt wird der Einfluss des Recycling-Materials auf den Corporate Carbon Footprint (CCF) unter Berücksichtigung von Datenqualitätsaspekten bewertet. Ziel des Projektes ist die Entwicklung eines Berechnungsmodells zur Bilanzierung von Emissionen aus dem Bezug von Sekundärmaterial in Scope 3 nach dem Greenhouse Gas (GHG) Protocol.
Problem- und Zielbeschreibung
Die Bilanzierung von Recycling-Material stellt in vielen Materialgruppen eine große Herausforderung dar, da notwendige Daten zur Herkunft, der Zusammensetzung sowie den vorgelagerten Prozessschritten und Energie- bzw. Materialverbräuchen fehlen. Eine repräsentative Bilanzierung ist aufgrund fehlender Emissionsfaktoren oft nicht möglich. Dies gilt in besonderem Sinne für Edelmetalle, welche das Haupteinkaufsvolumen der Bauer-Walser AG ausmachen.
Auf Basis eines Quick Checks im Rahmen von S-TEC zur Beurteilung der Datenbereitschaft, konnte festgestellt werden, dass vor allem für die Bilanzierung von Scope 3.1 (Einkauf von Waren und Dienstleistungen) Lücken in den Datenquellen bestehen, welche sich nur durch eine systematische Vorgehensweise zur Schließung unter Berücksichtigung möglichst hoher Datenqualität lösen lassen. Das Ziel des Projekts ist die Entwicklung eines getesteten und funktionstüchtigen Berechnungsmodells zur Bilanzierung von Sekundärmaterial in Treibhausgasbilanzen in Scope 3.1 (Einkauf von Waren und Dienstleistungen) und 3.12 (Lebensende von Produkten) nach dem GHG Protocol unter Berücksichtigung der Qualität von notwendigen Daten.

Detaillierter Projektablauf
Zur Erreichung der Projektziele wird zunächst eine umfassende Soll-Ist-Analyse zur notwendigen Datengrundlage durchgeführt. Hierbei wird analysiert inwiefern beim Unternehmen bereits Berechnungsdaten (z.B. Materialmengen, Materialarten, Einkaufsvolumen, etc.) vorliegen und wie gut der Stand an Emissionsfaktoren für Recyclingmetalle in öffentlich zugänglichen Datenbanken und sonstigen Publikationen für verschiedenen Berechnungsarten ist. Die Datenanforderungen (der Soll-Stand) wird hierbei aus den Vorgaben des GHG Protocols abgeleitet. Unterschieden wird weiterhin zwischen Emissionsfaktoren zur Herstellung der Materialien (Scope 3.1) und zur Behandlung am Lebensende (Scope 3.12).
Nach Identifikation der Datenlücken werden fehlende Daten durch Zusammenarbeit des Unternehmens mit S-TEC geschlossen. Nicht vorhandene Emissionsfaktoren für einzelne Metalle werden über Kalkulationsmodelle hergeleitet, wobei die genauen Prozesse sowie Material- und Energieverbräuche analysiert werden. Die Datengrundlage wird in ein Berechnungsmodell überführt, welches eine fortlaufende Kalkulation und Dokumentation der Emissionen ermöglicht. Das Modell soll dabei die folgenden Eigenschaften aufweisen: Wiederverwendbarkeit, Übertragbarkeit, Anpassbarkeit und Normkonformität. Datenqualitätsaspekte werden nach Auswahl einer passenden Methode implementiert und das Gesamtmodell durch Bilanzierung von zwei Betrachtungszeiträumen validiert.
Projektnutzen
- Entwicklung und Validierung eines unternehmensübergreifenden Berechnungsmodells zur Ermittlung von Treibhausgasemissionen durch den Bezug (Scope 3.1) und das Lebensende (Scope 3.12) von Edelmetallprodukten nach dem GHG Protocol
- Akquise von Emissionsfaktoren im Bereich der Emissionsbilanzierung von Metallen hinsichtlich der Herstellung der Materialien (Scope 3.1) und der Behandlung am Lebensende (Scope 3.12)
- Berücksichtigung von Datenqualitätsaspekten bei der Auswahl von Emissionsfaktoren und bei der Kalkulation der Treibhausgasemissionen in Scopes 3.1 und 3.12 von Recycling-Edelmetallen
- Analyse der Ergebnisse und Vergleich verschiedener Berechnungsarten und Materialen (z.B. Primär- vs. Sekundärmaterial)
Projektnutzen in einem Satz
Durch die Entwicklung des übertragbaren Berechnungsmodells wird eine repräsentative Bilanzierung von der Produktion (Scope 3.1) und dem Lebensende (Scope 3.12) von Recyclingmetallen bei Unternehmen in Baden-Württemberg und darüber hinaus ermöglicht.
»Nachhaltigkeit ist für uns kein bloßes Schlagwort, sondern Ausdruck unserer unternehmerischen Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen. Deshalb setzen wir konsequent auf erneuerbare Energien – sie sind ein fester Bestandteil unseres Weges hin zu klimafreundlicher Mobilität und Produktion. Eine transparente CO₂-Bilanzierung ist dabei für uns unerlässlich. Mit der Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut setzen wir ein klares Zeichen für Glaubwürdigkeit und Verantwortung.«
– Bernd Augenstein, Vorstand der Bauer Walser AG
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